Manchmal ärgere ich mich allerdings über meine Begriffsstutzigkeit - was Iskendria anging, waren wir die ganze Zeit über auf dem Holzweg. Sicherlich lässt sich nicht leugnen, dass der Name der Stadt auf Alexandria zurückzuführen ist, doch damit hören doie Gemeinsamkeiten schon auf. Ich habe mich oft über das religiöse Leben in Iskendria gewundert. In Ägypten herrschte keine derart ausgeprägte Opferpraxis, zumal Alexandria genau genommen eine griechische Stadt war. Grieschiche Kultur und Menschenopfer - das passt nicht zusammen. Und ich bin mal so frei und behaupte, auch die ägyptische Kultur relativ gut einschätzen zu können, weil Ägyptologie seit Kindertagen zu meinen Hobbys zählt. Kleidung und Kunst der Einwohner Iskendrias weisen keine Parallelen zu Ägypten oder Griechenland auf. Zudem ist Alexandria noch jung, Iskendria dagegen deutlich älter.
Auch die Darstellung Balbars als keilbärtige Götterstatue deutet auf vorderasiatische Wurzeln hin, nicht aber auf ägyptische. Es passt einfach zu viel nicht zusammen, weshalb ich mich nie ganz mit der Alexandria-Theorie anfreunden konnte.
Iskendria ist eine phoenzische Stadt, vornehmlich Karthago, eine Kolonie im heutigen Tunesien, die zu Eigenständigkeit und zu großer Macht gelangt ist. Der berühmteste Karthager ist Hannbal, der "Albtraum Roms". Alles passt:
- In Karthago existierte eine streng organisierte Priesterkaste. Welche Macht sie innenhatte, weiß ich nicht genau, doch da das Gesellschaftssytem Menschenopfer forderte, ist davon auszugehen, dass die Priester mächtig waren. Natürlich waren sie rasiert und vermutlich auch geschminkt.
- Die wichtigste Gottheit der Karthager war der vorderasiatische Fruchtbarkeits- und Wettergott Baal.
- Zur religiösen Praxis der Karthager zählten Kinderopfer. Ich habe schon Verschiedenes dazu gelesen - mal heißt es, die Opfer seien Baal bestimmt gewesen, doch auch vom Gott Moloch ist die Rede:
- Karthago war eine der bedeutendsten Hafenstädte der Antike. Der Hafen war ringförmig, und ich glaube mich zu entsinnen, dass es sich mit Iskendria ähnlich verhält. Karthago wurde schließlich im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung von den Römern nach langjähriger Belagerunf vollständig niedergebrannt. Eine weitere Parallele.Wikipedia hat geschrieben:Antike Autoren wie Diodor und Plutarch berichten, dass Kinder, vornehmlich Erstgeborene aus wohlhabenden Familien, einer Molochstatue in die Arme gelegt und durch einen Mechanismus in ein Feuer fallengelassen wurden.
- Und zuletzt: Auch in Karthago gab es eine bedeutende Bibliothek.
Die karthagische Begräbnispraxis kenne ich nicht. In Iskendria ähnelt sie allerdings nicht der ägyptischen, sondern eher der römischen, denn die Gräber liegen vor der Stadt, entlang der Straße. Grabkammern in den Gewölben unterhalb der Stadt, in denen Mumien aufgebahrt werden, gab es in Rom zwar nicht, aber eben auch nicht in Ägypten.
Das Vorbild Iskendrias ist also definitiv nicht Alexandria, da vieles einfach nicht zusammenpasst, sondern Karthago. Tausendmal in Latein übersetzt, doch erst jetzt macht es klick... >.<
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